Multitoolvergleich

Bisher war ich ja nie besonderer Fan von Multitools, da ich immer den Standpunkt vertreten habe, dass es nicht gibt, was ein explizites Werkzeug nicht viel besser kann, als ein Multitool. Da ich kürzlich bei der Werftzeit der Thor Heyerdahl war, sehe ich die Sache jetzt zwar nicht prinzipiell anders. Aber es gibt durchaus Situationen, wo ein leichtes Werkzeug, dass diverse Funktionen abdecken kann viel besser ist als kein oder ein falsches Werkzeug. Wenn sich einer Werftzeit 50 Leute um die Werkzeuge balgen, dann fehlt natürlich immer genau das Werkzeug was man selber gerade braucht. Noch schlimmer ist es, wenn man gerade oben in 20m Höhe  im Rigg auf dem Segelschiff ist, und man den falschen Schraubendreher dabei hat. Somit habe ich mir drei Multitools von Victorinox und Leatherman zum Vergleich bestellt.

 Swisstool Spirit Plus

Vorteile:

  • Standardbits nutzbar
  • Die im Messer integrierten Schraubendreher machen einen recht stabilen Eindruck
  • Klinge mit mäßigem Wellenschliff, mit der sich recht saubere Schnitte erzeugen lassen / Zusätzlich hat die Klinge vorne einen Bereich der angeschrägt und ziemlich scharf ist und im hinteren Teil einen Bereich ohne Wellenschliff (d.h. mit der Klinge lässt sich eigentlich alles machen)
  • Geringe Verletzungsgefahr, da die Klinge nicht spitz ist
  • Allgemein bessere Verarbeitung – weniger schwergängig als das TTI
  • Bessere Aufbewahrungstasche als beim Charge TTI, weil mehrere Fächer – wenn man ein Teil aus der Tasche entnimmt, fällt nicht jedes mal alles raus
  • Bessere Holzsäge / Metallfeile als beim Charge TTI (beides wirkt schärfer)
  • Zange macht einen etwas stabileren Eindruck als beim Charge TTI
  • Bessere integrierte Schraubendreher als die Flachbits beim Charge TTI
  • Mehr Funktionen als das Charge, wenn man diese Funktionen denn benötigt

Nachteile:

  • Nicht so stabil wie die großen Multitools von Victorinox (z.B. das CS Plus)
  • Nur Nylontasche und keine Ledertasche (wie beim CS Plus)
  • Nur eine Klinge und die ist auch nicht die längste
  • Keinerlei cm-Einteilung

Leatherman Charge TTI

  • Centimetereinteilung (wenn auch sehr schlecht umgesetzt)
  • 2 Klingen, die vorne spitz sind und sehr einfach von außen zugänglich
  • Befestigungsmöglichkeit für Befestigungsschnur, die schnell und einfach entfernt werden kann (quasi Einrastfunktion für eine Bandbefestigung) – speziell für Arbeiten im Rigg hilfreich, da dort alles befestigt sein sollte
  • Minischraubendreher vorhanden
  • Die Zange ist mehr Spitzzange als Kombizange (je nach Bedarf kann das von Vorteil sein, wenn es auch für die Stabilität nicht unbedingt von Vorteil ist)
  • Konzentration auf die wesentlichen Elemente

Nachteile:

  • Feile nur einseitig für grobe Arbeiten nutzbar – auf der anderen Seite befindet sich eine Diamantfeile. Mir ist nicht so ganz klar wofür man die benutzen soll, wenn nicht gerade als Nagelfeile (und das passt nun so überhaupt nicht zur restlichen Anmutung des Messers – das entspricht einfach voll dem Raubeinimage – also Indiana Jones und nicht James Bond quasi)
  • Recht hohe Verletzungsgefahr durch die Spitzen Klingen

Swisstool CS Plus

Vorteile:

  • Standardbits nutzbar
  • Gesamtstabilität sehr stabil (besser als die kleineren Tools)
  • Leder Aufbewahrungstasche (quasi die bessere Version der Spirit Tasche
  • Alle Werkzeuge sehr stabil und relativ groß (bessere Version von den Spirit Werkzeugen)
  • Gute und nutzbare cm Skala (kein Vergleich zum TTI)
  • Mehr Funktionen als das Charge, wenn man diese Funktionen denn benötigt

Nachteile:

  • hohes Gewicht
  • nur eine Standardklinge und keine Wellenschliffklinge
  • die Ergonomie der Zangengriffe ist nicht besonders gut (die Zange ist übrigens deutlich mehr Kombizange als Spitzzange)

Ich habe mich am Ende für das Spirit entschieden. Das Charge hat zwar auch was für sich, für den Preis ist die Qualität aber aus meiner Sicht nicht gut genug. Das Swisstool CS Plus gefiel mir nicht, weil es keine Wellenschliffklinge hat und auch schon recht groß für die Tasche ist.

Nachtrag 01.01.2015:
In der Praxis hat sich unterdessen gezeigt, dass das Spirit die richtige Wahl war – selbst das ist schon recht schwer, wenn man es in der Fleecejacke beim Arbeiten dabei hat. Das ist halt immer das Thema Leicht oder viele Funktionen / stabil.

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